Ein Märchen

Lisa war eine Gabe in die Wiege gelegt worden. Das Talent entwickelte sich mit ihr, und schon als sie drei Jahre alt wurde, bemerkte sie es an sich selbst.

An diesem Wintermorgen war ihre Mama gereizt. Die blauen Augen, in denen sich stets die Sonne zu spiegeln schien, waren heute wie mit einem Nebeltuch verdeckt. Der Mund – sonst stets zum Lächeln bereit – blieb verschlossen und verkniffen. In diesem Moment entdeckte Lisa ihre Gabe. Sie schaute der Mama ins Gesicht und sah: strahlende, mit Lächeln gefüllte blaue Augen und einen Mund, der die weissen Zähne betonte und das wunderschöne Mama -Lächeln zeigte.

Von diesem Moment an, konnte Lisa die Gesichter der Menschen ändern. War jemand sauer auf sie oder auf etwas in der Umgebung, schaute dieser jemand verkniffen und beleidigt in die Welt, Lisa sah es anders. Immer entdeckte sie fröhliche, liebevolle, offene Gesichtsausrücke.

Für Lisa wurde das Leben so zu einem Honigschlecken. Da sie keine sorgenvollen, unglücklichen, abweisenden Minen sah, ging sie stets fröhlich strahlend und offen durch die Welt.

Als man überall Gesichtsmasken trug, war auch dies für Lisa einfach: was bekümmerte sie das Stück Stoff, das eine Gesichtshälfte fast zudecken konnte. Sie sah das ganze Gesicht ihr gegenüber. Und weil dieses froh und zufrieden wirkte obwohl dies nicht für jedermann so aussah, wurde die Stimmung um Lisa ruhig und lächelnd, zufrieden.

Leider weiss ich nur von dieser Lisa. Doch wir könnten vielleicht selbst zu einer Lisa werden: sehen wir doch einmal nur das Lächeln.

3 Kommentare zu „Ein Märchen

  1. Danke für die Erinnerung, dass lächeln, ein Lächeln so wichtig ist und Kinder, dieses uns immer und immer wieder aufzeigen. Wir alle lächeln mit den Augen – und das zu sehen, tut verdammt gut!

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