Mensch! Maschine!

Altjahr ade, Neujahr hallo! Die Ordner sind bereit, die Laptops gespitzt: wir machen uns daran, die alte Ordnung (oder Unordnung?) in die neue, frische ungebrauchte Zeit hinüberzuführen. Meine neuen Ordner warten auf Ausgedrucktes, das ich mir höflich von der Bank hole. Keiner dort braucht dazu einen Finger zu rühren. Und ich nehme mein Druckerpapier, meine Patronen, vor allem aber meine Zeit, und arbeite für meine Bank. Diese schreibt mir am Ende des Kontoauszuges frisch und frei Kontoführungsgebühr auf und hat selbiges bereits eingezogen.

Dieses Jahr liegt dem ganzen Papier noch eine Rechnung bei. Ich sehe es erst, als ich die gedruckten Dokumente in die Hand nehme, diese lochen und ablegen will. Ich kenne niemanden – weder Aussteller noch Empfänger. Und fange an, mich zu fragen, wie denn das jetzt eigentlich mit dem Datenschutz und so sei. Ich entscheide entgegen dem ersten Impuls, nicht zu versuchen, den CEO des Bankhauses direkt mit einem Brieflein von meinem Schreibtisch aus zu beglücken. Bestimmt hat der hohe Herr schon genug Neujahrsgrüsse mit und ohne Beilage von Champagner oder Pralinen erhalten. Also rufe ich die Maschinenabteilung der Bank an, andere nennen es IT oder E-Banking Hilfe.

In der Warteschleife teilt man mir mit, es seien den Jahresabschluss Dokumenten fiktive Rechnungen beigelegt worden, weil eine neue Art Einzahlungsschein mit QR-Code ihren Weg in die Finanzwelt begonnen habe. Vielen verunsicherten Kunden wolle man diese Tatsache schon hier in der Warteschleife zur Kenntnis bringen.

Heisst, bevor all die unbedarften Kunden, die das nicht gecheckt hatten, an einen „Menschen“ herankommen konnten, um sich zu erkundigen; wer hat die Rechnung geschickt? warum mir? wieso? Nur die scheppernde automatisierte Warteschleife.

Und so gehen wir mit unseren Dokumenten einsam in ein neues noch voller automatisiertes Jahr, unterhalten uns mit Maschinen, hören Endlosmusik in diversen Warteschleifen, vermuten, und hoffen, irgendwo sitze ein Homo Sapiens, der vielleicht etwas arbeitet, noch vielleichter etwas denkt.

Um etwas Ansprache zu finden und in der Hoffnung, wenigstens mit etwas Leben in Kontakt zu kommen, ziehe ich die Winterstiefel an und rufe meinen Vierbeiner zum Abendspaziergang. Sein fröhliches Gebell lässt mich ein wenig hoffen!

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